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Olympisches Dorf Berlin

14624 Wustermark · Ausführung 2021/22

Weitere Informationen

  • Rajasil Waschputz Sonderrezeptur mit Einwurfmaterial aus rotem und gelbem Splitt
  • Dickschichtiger Rajasil Edelkratzputz als Sonderrezeptur in 6 mm Stärke

PLZ / Ort

14624 Wustermark

Strasse

Warengruppe

Steinwolle-WDVS mit Putz
Dämmputz außen

Objektgröße

8.400 m²

Firma

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Wärmedämmung unter Denkmalschutz

HECK Wall Systems ist maßgeblich an der Fassadensanierung des ehemaligen Olympischen Dorfes in Elstal bei Berlin beteiligt

Autorin: Kristine Meurer-Schröder

Sie nannten es das „Dorf des Friedens“, das Olympische Dorf, errichtet anlässlich der Olympischen Spiele in Berlin im Jahr 1936. Es ist das älteste erhaltene Ensemble dieser Art weltweit und steht nach Abzug des sowjetischen Militärs seit 1993 unter Denkmalschutz. Jahrelanger Leerstand fügte der wertvollen Bausubstanz in Elstal bei Berlin erhebliche Schäden zu. Jetzt entsteht hier ein neuer, moderner Stadtteil, die Gartenstadt Olympisches Dorf Berlin, in Anlehnung an die Olympischen Spiele G.O.L.D. genannt.  Es ist ein Wechselspiel aus modernen Wohneinheiten, einerseits verwirklicht in zahlreichen Neubauvorhaben, andererseits durch die Umnutzung der historischen Bausubstanz. Im Zentrum befindet sich das Herzstück des ehemaligen Olympischen Dorfes, das ellipsenförmige „Speisehaus der Nationen“. Es ist bis heute architektonisch ein Bauwerk von Weltrang, dem bei der Sanierung besondere Aufmerksamkeit zu Teil wurde, bevor zeitgemäßer Wohnkomfort Einzug halten konnte. Hohe Anforderungen an die Fassade, konkret an die Vereinbarkeit von Denkmalschutz und Wärmedämmung, mündeten in einer Gesamtlösung aus bewährten Produktsystemen, Sonderrezepturen und spezieller Verarbeitungstechnik. Hersteller HECK Wall Systems war maßgeblich an der herausfordernden Fassadensanierung am „Speisehaus der Nationen“ mit angrenzendem Heizhaus beteiligt.

Das „Speisehaus der Nationen“

Geplant und begleitet von den Architekten Werner und Walter March, wurde zwischen 1934 – 1936 im Zentrum des Olympischen Dorfes das „Speisehaus der Nationen“ erbaut. Es ist ein einzigartiges, für die damalige Zeit sehr modernes Bauwerk, errichtet in Betonskelett-Bauweise mit großflächiger Glasfassade – ein wertvolles Zeugnis der Bauhaus-Architektur. Auf einer Länge von jeweils 130 Metern umschließen zwei gewölbte Gebäudetrakte, die Ost- und Westflügel, einen elliptischen Innenhof, der jeweils an den Enden von quadratischen Kopfbauten, den Nord- und Südtürmen, flankiert wird. Während der Ostflügel dreigeschossig in Terrassenbauweise entstand und damals die Speisesäle für die teilnehmenden Nationen beherbergte, hat die gegenüberliegende Seite nur zwei Geschosse, die wie auch die Nord- und Südtürme als Servicebereiche und Wohnraum für das Personal dienten. Direkt an das Speisehaus der Nationen angrenzend, befindet sich das an die elliptische Bauweise des Speisehauses angepasste, ehemalige Heizhaus.

Wärmedämmung auf kleinster Fläche

Große Fensterfronten charakterisieren das „Speisehaus der Nationen“. Trotzdem kommt, zusammen mit den Turmhäusern und dem angrenzenden Heizhaus, eine beachtliche Fassadenfläche von fast 8.400 Quadratmetern zusammen. Gemäß historischer Vorgabe waren nicht nur die Anforderungen der Denkmalpflege an die Wiederherstellung der Putzflächen sehr hoch. Moderner Wohnkomfort verlangte zudem nach wärmedämmenden Maßnahmen. Eine besondere Herausforderung stellte dabei der dreigeschossige Ostflügel des Speisehauses dar. Die verputzte und mit farbigen Zuschlägen sowie horizontalen Rillen eindrucksvoll strukturierte, historische Ostfassade des Speisehauses war einst durch steinmetzmäßige Bearbeitung entstanden. Nun musste ein Weg gefunden werden, die historische Optik der Fassade mit einer zeitgemäßen, wärmedämmenden Maßnahme zu vereinbaren. „Die schmalen Mauerwerksflächen zwischen den großen Fensterfronten ließen am ‚Speisehaus der Nationen‘ wenig Raum für ein WDVS. Das anfänglich verfolgte Konzept, zu diesem Zweck ein herkömmliches mineralisches Wärmedämm-Verbundsystem auf Basis von Dämmplatten anzubringen, wurde sehr bald verworfen. Zahllose Zuschnitt- und aufwendige Anschlussarbeiten hätten nicht nur einen großen Zeitaufwand bedeutet, sondern möglicherweise auch zu keinem optimalen Dämmergebnis geführt“, erklärt Sven Rübesamen, Key Account WDVS (Nord-Ost) vom Partnerhändler Relius Farbenwerke.

Dämmputz statt Dämmplatten

Statt ein herkömmliches WDVS auf Basis von Dämmplatten zu verwenden, überzeugte das mineralische, nicht brennbare Hochleistungs-Dämmputzsystem HECK AERO iP in vielerlei Hinsicht. Das leistungsfähige, diffusionsoffene Dämmputzsystem erreicht bereits ab 20 mm Dicke eine fugenlose Dämmung, die den Anforderungen an den Mindestwärmeschutz nach DIN 4108 genügt. Mit Spritzbewurf, Armierungsgewebe und Eckprofilen vorbereitet, konnte HECK AREO iP schnell und leicht maschinell aufgebracht werden. Durch die homogene Putzstruktur entstehen weder Hohlräume noch Wärmebrücken und die verfügbare Dicke des Putzes wird vollständig zur Dämmung genutzt, ohne Ausgleichsputz und Klebeschicht. Die Oberfläche konnte nach dem Aufbringen des Wärmedämmputzes direkt rabottiert werden. „Der Faktor Zeit spielt auf der Baustelle immer eine sehr große Rolle. Durch den vergleichsweise langen Winter und die Corona-bedingte Baumaterialknappheit sorgte das vergleichsweise sehr zeitsparende Aufbringen des Wärmedämmputzes neben allen weiteren Vorteilen für eine gewaltige Zeitersparnis“, so Lutz Neumann, Key Account Manager bei HECK Wall Systems.

Die ganz große Herausforderung wartet noch

Im nächsten Schritt galt es nun, sowohl die farbige Prägnanz als auch die horizontale Rillenstruktur des historischen Putzes nachzuarbeiten und auf den Wärmedämmputz zu bringen. Hierfür konnte zuvor Altputz gesichert und im HECK-Labor die ursprüngliche Zusammensetzung inklusive Farbtönen analysiert werden. Ersten Ideen zur Herstellung der Rillenstruktur folgte schnell die Ernüchterung: Sandstrahlen war zu teuer, Absäuern technisch nicht machbar… Zahlreiche Versuche führten schließlich zu dem Ergebnis, dass eine Rajasil Waschputz Sonderrezeptur mit Einwurfmaterial aus rotem und gelbem Splitt die Basis für die weiteren Arbeiten sein sollte. Die Verarbeitung aber blieb heikel, erinnert sich Sven Rübesamen: „Versuche, die historische, horizontale Putzstruktur mit einem herkömmlichen Putzkamm zu erzielen, führten dazu, dass die farbige Körnung herausgekämmt, ja regelrecht herausgerissen wurde.“ Erst ein eigens entwickeltes Werkzeug, bestehend aus einem Reibebrett mit aufgeklebten Metallstangen in unterschiedlichen Abständen und Größen, erwies sich als perfekt. Damit wurde die Rillenstruktur eingedrückt statt eingekämmt und die farbigen Splittzuschläge auf diese Weise nicht beeinträchtigt. Auch die Staffelgeschosse der Turmhäuser erhielten den Wärmedämmputz HECK AERO iP mit anschließend horizontal strukturiertem Waschputz. Die übrigen Fassadenflächen der Turmhäuser wurden zunächst mit einem herkömmlichen 80 mm Steinwolle-WDVS versehen, gefolgt von einem dickschichtigen Rajasil Edelkratzputz als Sonderrezeptur in 6 mm Stärke. Der Edelkratzputz ist auch an Kleinflächen unter den Fenstern der ellipsenförmigen Bestandsbauten zu finden. Für ein WDVS entschied man sich auch an der ebenfalls ellipsenförmigen Westseite des „Speisehauses der Nationen“ mit angrenzendem Heizhaus. Hier musste vorab geklärt werden, ob wegen der Rundung des Gebäudes ein Dämmsystem auf Basis von Steinwolle-Lamellen notwendig sein würde. Das gängige Plattenformat der HECK Steinwolle-Dämmplatten von 625 x 800 x 80 mm zeigte jedoch genügend Elastizität und konnte daher an der Rückseite des Westflügels und am Heizhaus eingesetzt werden. Jeweils folgte auch hier der 6 mm Edelkratzputz.

Historische Fassade muss Tiefgaragenzufahrt weichen

Um einen umfassenden und modernen Wohnkomfort bieten zu können, erhielt das Speisehaus der Nationen eine Tiefgarage. Die Realisierung einer geeigneten Zufahrt verlangte den zum Innenhof gerichteten Gebäudeteil am Westflügel teilweise abzureißen und anschließend an dieser Stelle einen neuen, großzügigeren Vorbau an die erhalten gebliebene, historische Bausubstanz anzufügen. So entstand ein fast doppelt so breiter Neubau aus Kalksandstein, der als solcher kenntlich gemacht wurde, indem auf das Steinwolle-Dämmsystem ein 3 mm Scheibenputz aufgebracht wurde anstatt der üblichen Sonderrezeptur-Putze der Bestandsgebäude. Die großen Fensterfronten des neuen Gebäudevorbaus erhielten zudem Rollläden. Um die breiten, eckigen Rollladenkästen aber in eine gewölbte Fassade samt Wärmedämm-Verbundsystem einzufügen, musste auch hier eine besondere Lösung her, wie Lutz Neumann erläutert: „Wir erhöhten die Dicke der Steinwolle-Dämmplatten von ursprünglich 80 auf 140 mm. So konnten die Handwerker die Fassadendämmung an die geraden Rollladenkästen anarbeiten, um wieder eine einheitlich gewölbte Fassadenfläche zu erhalten.“ Erwähnenswert noch: Sämtliche, beim Zuschnitt der Steinwolle-Dämmplatten anfallenden Dämmstoff-Abschnitte wurden gesammelt und über das HECKcycle-System von HECK recycelt.

Fazit

Insbesondere die Sanierung des „Speisehauses der Nationen“ verlangte im ehemaligen Olympischen Dorf in Elstal bei Berlin von allen Beteiligten immer wieder nach außergewöhnlichen, individuellen Lösungen, um die Anforderungen der Denkmalpflege mit allem Respekt vor der historischen Bausubstanz und Architektur sowie die hohen Ansprüche an modernen Wohnkomfort miteinander zu vereinbaren. Es ist gelungen!

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